Karikatur: George G. Kobbe, Slg. Österreichisches Kabarettarchiv

Paul Morgan

(Georg Paul Morgenstern)

* 1. Oktober 1886 in Wien, † 10. Dezember 1938 KZ Buchenwald

Schauspieler, Conférencier, Bühnen- und Buch-Autor
 

Paul Morgan wurde als erstes Kind des Rechtsanwaltes Gustav Morgenstern und seiner Frau Clementine geboren. Wie seine Eltern wurde auch Paul katholisch getauft.
Die Schulzeit absolvierte er in Wien und im niederösterreichischen Konvikt Horn. Danach nahm er Schauspielunterricht und besuchte die k. u. k. Akademie für darstellende Kunst in Wien.

Er debütierte 1908 im Theater in der Josefstadt. Danach folgten Engagements in der Provinz, wo er auch Operetten und Schwänke spielte.
1914 stimmte Morgan nicht in die allgemeine Kriegsbegeisterung ein. Plattfüße und Krampfadern lassen in stattdessen weiterhin in Wien Theater und in Filmen spielen, sowie seine ersten Auftritte als Conférencier im „Simpl“ als Nachfolger vom kriegsbegeisterten Fritz Grünbaum absolvieren.
Am 22. Dezember 1917 ehelichte er Josefine Lederer.
Gegen Ende des Krieges soll er doch noch eingezogen werden, aber ein Berliner Engagement kann ihn vom Kriegsdienst loseisen. Unter dem Pseudonym Paul Stephan conférierte er bald bei Rudolf Nelson.

Ab 1919 ist Morgan auch beim Film tätig. 1920 ist er bei der Eröffnung der „Rakete“ mit dabei. Tucholsky erwähnte ihn daraufhin in der „Weltbühne“ und Morgan wurde über Nacht zum Star des Berliner Kabaretts.

1922 nahm er ein Engagement in Rosa Valettis „Größenwahn“ an, daneben absolvierte er Theatergastspiele in München und Wien, drehte Filme und wurde mit Gustav Stresemann bekannt.

Mit Kurt Robitschek eröffnete er in der ehemaligen „Rakete“ am 1. Dezember 1924 das „Kabarett der Komiker“, kurz „Kadeko“, das 1928 in ein neues, 800 Personen fassendes Haus am Lehniner Platz übersiedelte.

1930 schied er aus der Direktion des „Kadeko“ aus, gründete mit anderen eine Tonfilmfirma, die allerdings pleite machte. Daraufhin kamen ihm Film-Angebote aus Hollywood gerade recht und so verbrachte er rund neun Monate in Amerika.

Danach kehrte er nach Berlin zurück, trat u. a. wieder im „Kadeko“ auf, wo er 1933 die Hakenkreuzfahne aufziehen musste. Morgan verließ daraufhin Berlin in Richtung Schweiz, wo er kurz auf Erika Manns „Pfeffermühle“ traf – es kam aber zu keiner Zusammenarbeit.

Morgan ging nach Wien, aber die Arbeitsbedingungen für ihn waren schlecht; er bekam kaum Engagements. 1935 trat er ohne Gage in Trude Kolmans neu gegründetem „Kabarett im Grandhotel“ auf, conférierte ab und zu im Kabarett „Fiaker“ oder in der „Schiefen Laterne“.

Für Ralph Benatzkys Operette „Axel an der Himmelstür“ schrieb er 1936 zusammen mit Adolf Schütz das Libretto, Hans Weigel steuerte einige Liedtexte bei. Für die weibliche Hauptrolle wurde Zarah Leander engagiert, die mit dieser Rolle über Nacht zum Star wurde.
Dennoch, für Morgan wurden die Zeiten schlechter, er wollte das Land aber nicht verlassen.

Am 22. März 1938 wurde er verhaftet, ins Gefangenenhaus auf der Elisabethpromenade gebracht, danach ins KZ Dachau, im September ins KZ Buchenwald verlegt. Seine Frau erwirkte eine Einreisebewilligung nach Holland und Jugoslawien, doch für ihn zu spät.
Beim Strafexerzieren bei Regen und Wind, das er trotz Fiebers mitmachen musste, holte er sich den Tod. Paul Morgan verstarb am 10. Dezember 1938 um 23 Uhr, offiziell an Lungenentzündung.

Eine Auswahl

Paul Morgan, Eine Stimme kehrt zurück. Preiser, 1992; (Aufnahmen: 1926-1931).

KABARETT IM KZ, Die Welt ist eng geworden. Chansons, Conférencen, Texte und Lieder von Künstlern, die in Ausschwitz, Dachau, Theresienstadt, Westerbork u.a. Lagern eingesperrt und ermordet wurden. Gesammelt und ausgewählt v. Volker Kühn. Edition Mnemosyne, 2000. u. a. mit Fritz Grünbaum, Franz Engel, Werner Finck, Kurt Gerron, Hermann Leopoldi, Paul Morgan.