Foto: Plakat, Slg. Kabarett Keif; Österr. Kabarettarchiv

Kabarett Keif

Kabarett-Ensemble, Wien, 1974 – 1976
 

Kabarett Keif, das waren: Erwin Steinhauer, Erich Demmer, Alfred Rubatschek, Wolfgang A. Teuschl und Erich Bernhard.
Ursprünglich war nur eine Veranstaltung des Programms „Habt acht Gebote!“ – Radikal-Dilettantisches über Gott und die Welt, vom Exorzisten über Chile zum Bauringskandal im Folkclub Atlantis (im Keller des Café Papageno in der Operngasse, Ecke Faulmanngasse) am 26. Oktober 1974 geplant. Wegen des enormen Publikumserfolgs wurde es prolongiert. Aber das Atlantis hatte keine Varieté-Kabarett-Konzession und wurde deshalb angezeigt.

Man fand eine neue Spielstätte und das Programm wurde weitergespielt; nicht nur in Wien. Das Kabarett Keif wurde auch zu Gastspielen eingeladen, u. a. in den Grazer Forum Stadtpark.

Im Frühjahr 1975 kam ein neues Programm „Zement, Zement, das Hütlein brennt!“ – über Bodenspekulanten, Abbruchspezialisten und die Trostlosigkeit in den Satellitenstädten, heraus. Dieses so genannte Bauprogramm war kein Nummernkabarett mehr, sondern stellte eine geschlossene Geschichte über die Wohnsituation in Wien dar.

Im Herbst 1975 gastierte das Kabarett Keif – Lukas Resetarits hatte Erich Bernhard ersetzt – anlässlich des »steirischen herbstes« zusammen mit der Polit-Rock-Gruppe „Schmetterlinge“ mit einem eigens produzierten Programm, der Sozialoperette „Zwei Herzerln in der Partnerschaft“.

Ab Oktober 1975 präsentierte das Kabarett Keif im Theater am Kärntnertor „999 Jahre Österreich sind genug!“ – Ein eigenartiges Geschichtsbuch von Attila, dem Hunnenkönig, bis Kreisky, dem Sonnenkönig.

Im Mai und Juni 1976 spielte das Kabarett Keif im Rahmen der Wiener Festwochen in der Arena im Schlachthof St. Marx, genauer in der Pferdehalle (Halle 2) das Programm „Heute Sautanz!“ – eine kabarettistische Fabel über unsere Gesellschaft. Die Schweine sind das Volk, der Veterinär verkörpert die Legislative und der Schlächter die Exekutive. Das Ensemble verstärkten Liane Pach und Franz Suhrada. Die Musik kam von Uli Scherer und Wolfgang Puschnig.

Danach löste sich das Kabarett Keif mehr oder weniger auf; Resetarits startete im Herbst 1977 sein erstes Soloprogramm, Steinhauer spielte im Kabarett „Simpl“, später im „Düsseldorfer Kom(m)ödchen“.
Allerdings machten 1977 und 1978 Resetarits und Steinhauer gemeinsam als Darsteller mit Teuschl-Texten noch zwei TV-Kabarett-Programme für den ORF „Tu, Felix Austria, was du nicht lassen kannst“ und „Man wird ja noch fragen dürfen“. Diese beiden Produktionen sind auf DVD in der Hoanzl-Reihe Kurier Edition, Best of Kabarett, 19 erhältlich.

 

Quellen:

Iris Fink, „und das Lachen höret nimmer auf“. Von politischer Kleinkunst zum Kabarettboom
Kleinkunst in Österreich 1970 bis 2000 (= Kulturgeschichte des österreichischen Kabaretts, Bd. 3). Graz 2022, S. 64–77.

Iris Fink, Von Travnicek bis Hinterholz 8. Kabarett in Österreich ab 1945. Von A bis Zugabe. Graz 2000, S. 104–107.

eigene Recherchen [unveröffentlichte Gespräche mit Dieter Gogg sowie Zeitzeug/innen; Medienberichte]

Autor/innen:

Iris Fink

Letzte inhaltliche Änderung:

20.12.2023