Foto: 1947, Slg. Österreichisches Kabarettarchiv

Fritz Muliar

* 12. Dezember 1919 in Wien, † 4. Mai 2009 in Wien

Schauspieler, Kabarettist, Komödiant, Rezitator, Autor
 

Fritz Muliar begann seine Bühnenkarriere noch während seines Schauspiel- und Gesangsstudiums am Wiener Konservatorium im literarischen Kabarett der Zwischenkriegszeit. Er debütierte 1937 in Stella Kadmons „Der Liebe Augustin“ und war ab Jänner 1939 im „Simpl“ engagiert. 

Im Sommer 1940  wurde er von der Deutschen Wehrmacht eingezogen und in Fels am Wagram im Fliegerhorst ausgebildet. Daneben gründete er dort eine Soldaten-Kleinkunstbühne, „K.K.B.“ genannt. Er spielte Revuen mit und für Kameraden.
Muliar wurde bald nach Frankreich verlegt und konnte auch dort eine Theatergruppe bilden, mit der er als Truppenbetreuung durch das, inzwischen von Wehrmachtstruppen besetzte, Land tingelte.

1942 wurde Fritz Muliar wegen Wehrkraftzersetzung verhaftet – er hatte sich wiederholt abfällig über das Regime und den Krieg geäußert. Er wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
Muliar kommt zur „Frontbewährung“ nach Russland, wo er zusammen mit anderen direkt an den Linien eingesetzt wurde – zum Schützengraben ausheben, Stolperdrähte ziehen etc.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges gerät er in britische Kriegsgefangenschaft und wird Anfang Oktober 1945  in Kärnten entlassen.
In Klagenfurt war Muliar u. a. Sprecher bei der Sendergruppe Alpenland, von wo er im November 1945 von Franz Paul nach Graz an die Kleinkunstbühne „Der Igel – Das kleine Zeittheater“ engagiert wurde. Dort entwickelte er sich zum absoluten Publikumsliebling. Dort heiratete er auch seine erste Frau: Gretl Döring. Sie war ebenfalls am „Igel“ engagiert. Die Ehe hält nicht lange. 1957 heiratete Muliar Franziska Kalmar, die erste Fernsehsprecherin Österreichs.
In der Saison 1947/48 spielte er im Steirischen Landestheater in Graz. Daneben wirkte er bei „Bunten Abenden“ mit und war wiederum in der Sendergruppe Alpenland in Graz beschäftigt.

Ab 1948 war Muliar wieder in Wien. Er spielte an verschiedenen Theatern und trat in Nachtkabaretts auf. 1951 holte ihn Karl Farkas an den „Simpl“, wo Muliar mit Unterbrechungen bis 1965 auftrat.

Daneben spielte er im Volkstheater, danach im Theater in der Josefstadt und im Burgtheater, dessen Mitglied er 1974 wurde. Darüber hinaus verkörperte Fritz Muliar mehr als 200 Film- und Fernsehrollen, eine seiner bekanntesten war die Titelrolle in „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“.

Zudem gab Fritz Muliar immer wieder Rezitationsabende hauptsächlich mit Literatur der Zwischenkriegszeit. Bis zuletzt spielte er im Theater in der Josefstadt.

 

Quellen:

Iris Fink, Von Travnicek bis Hinterholz 8. Kabarett in Österreich ab 1945. Von A bis Zugabe, Graz 2000, 148f.

Fritz Muliar, Streng indiskret! Wien 1969.

Fritz Muliar, War’s wirklich so schlimm? Erinnerungen. Wien-Klosterneuburg 1994.

Fritz Muliar, Melde gehorsamst, das ja! Meine Lebenserinnerungen. Aufgezeichnet von Renate Wagner und Volkmar Parschalk . Wien 2003.

Markus Muliar, Damit wir uns verstehen! Mein Großvater und ich [mit Auszügen aus den Tagebüchern Fritz Muliars]. Aufgezeichnet von Karin Heim. Wien 2015.

Nachlass Fritz Muliar: https://www.theatermuseum.at

[letzte Änderung: Iris Fink, 25.10.2021]