Foto: Slg. Österreichisches Kabarettarchiv

Sepp Trummer

* 7. Dezember 1921 in Graz, † 5. August 2020 in Graz

Schauspieler, Kabarettist, Humorist
 

Sepp Trummer  arbeitete in seiner Jugend bei Steyr-Daimler-Puch im Lohnbüro und finanzierte sich damit seine Schauspielausbildung an der hiesigen Theaterschule Neuber-Gaudernak. Als er im Zweiten Weltkrieg in die Wehrmacht eingezogen wurde, trat er dort bei Unterhaltungsabenden als Entertainer und Conférencier – sowie in militäreigenen Theaterproduktionen auf.

Von 1946 bis 1948 wirkte Sepp Trummer als Grazer Lokalmatador im kleinen Zeittheater „Der Igel“, welches im Café Rheingold in der Annenstraße beheimatet war. Unter der Leitung von Franz Paul wurde Kabarett im Sinne der Wiener Kleinkunst geboten, im hochklassigen Ensemble spielte Trummer u.a. mit Fritz Muliar, Henriette Ahlsen, Grita Kral, Hanns Obonya und Heinrich Trimbur. Die Texte, geschrieben von Wiener und Grazer Autoren, behandelten die Themen Lebensmittelversorgung, Schwarzhandel, politische Vergangenheit, Besatzung, gegenwärtige Politik und Währungsreform. Eine erfolgreiche Nummer war beispielsweise „Der Laubfrosch“, in der Trummer mit grünem Anzug auftrat und sich den Abzug der alliierten Besatzung wünschte.

Bald lernte Trummer die ebenfalls als Schauspielerin tätige Gerda Klimek kennen. 1952 heiraten die beiden und bekamen zwei Töchter. Beruflich arbeiteten sie Zeit ihres Lebens in vielen gemeinsamen Projekten zusammen.

Das dominierende Medium der Nachkriegszeit war das Radio und durch dieses erlangte Sepp Trummer zumindest steiermarkweite Popularität. 1952 und 1953 war er wesentlicher Bestandteil der von Emil Breisach initiierten „Treffpunkt Orpheum“-Veranstaltungen, die „Radiokabarett zum Anschauen“ boten. 14-tätig wurde Samstag spätabends ein Programm zum aktuellen Zeitgeschehen gespielt, das am nächsten Tag im Rundfunk ausgestrahlt wurde. Beachtlich war die jeweils kurzfristige Aufbereitung neuer Texte und Lieder, die Abende wurden musikalisch von Fridl Althaller begleitet und von überregionalen Gästen, die bei einzelnen Vorstellungen mitwirkten, aufgewertet. Trummer wirkte außerdem an den Programmen „Dies und das für jeden was“ im Stephaniensaal sowie bei „Zeig was du kannst“ mit.

Sepp Trummer agierte zudem als Schauspieler, Kabarettist oder Conférencier bei Live-Veranstaltungen, aber gelegentlich auch in der Hörspielabteilung des Rundfunks oder als Moderator. Ende der 1950er-Jahre präsentierte er gemeinsam mit Dieter Gogg jeden Samstag den aktuellen „Häferlgucker“. Außerdem hatte Trummer in dieser Zeit Gastspiele am Opern- und Schauspielhaus in Graz sowie am Wiener Volkstheater; er gastierte zusammen mit Maxi Böhm mit Kabarett-Programmen aber auch in München und Nürnberg.

Graz blieb allerdings stets seine berufliche und private Heimat – angeblich widerstand er sogar den Avancen von Karl Farkas, der ihn ins „Simpl“-Ensemble nach Wien holen wollte. 1969 initiierte Trummer am Faschingsdienstag – an dem er alljährlich am Umzug mitwirkte – den vermeintlichen Besuch von Ari und Jackie Onassis-Kennedy, dargestellt von Karl Farkas und Elly Naschold. Die Ankunft der beiden, inklusive jubelnder Massen, Fernsehinterview und Empfang im Rathaus, wurde erst am nächsten Tag via „Kleine Zeitung“ aufgeklärt.

Trummer wirkte auch als Schauspieler und Humorist in Fernsehfilmen, TV-Serien und -Shows, sowie als Kabarettist. Für das Fernsehen war Trummer außerdem maßgeblich an der Gründung und dem Konzept für die ORF-Produktion „Mit versteckter Kamera“, die 1969 startete, beteiligt.

Zwischen 1978 und 1984 war Sepp Trummer Kabarettschauspieler bei den „Gal(l)eristen“ in Graz. Danach agierte er noch zwei Jahre beim Kabarett im Grazer Landhauskeller. Trummer war Mitbegründer des „Musikalisch-literarischen Salons“ und bis ins hohe Alter bei zahlreichen Lesungen und Auftritten in ganz Österreich unterwegs. Von der steiermärkischen Landesregierung bekam er das große Goldene Ehrenzeichen verliehen.

Das Kabarett sah Trummer selbst als Mittelpunkt seines schauspielerischen Schaffens. Sein langjähriger Wegbegleiter und Förderer Emil Breisach sagte über ihn: „Der Sepperl hatte nie Starallüren, eine unglaubliche Kollegialität und ein Durchhaltevermögen.“

 

Quellen:

Iris Fink, Von Travnicek bis Hinterholz 8. Kabarett in Österreich ab 1945. Von A bis Zugabe, Graz 2000.

Iris Fink / Hans Veigl, … und Lachen hat seine Zeit. Kabarett zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. Kleinkunst in Österreich 1945 bis 1970 (= Band 2 der Reihe „Kulturgeschichte des österreichischen Kabaretts“), Graz 2016.

Gerda Klimek, Sepperl, fast ein Bilderbuch, Graz 1996.

Werner Krause, Nachruf auf Sepp Trummer. Abschied vom Hofrat der Heiterkeit. Online im Internet: Nachruf auf Sepp Trummer: Abschied vom Hofrat der Heiterkeit « kleinezeitung.at [aufgerufen am 17.06.2021].

ORF Steiermark, Sepp Trummer ist tot. Online im Internet: Sepp Trummer ist tot - steiermark.ORF.at [aufgerufen am 17.06.2021].

Autor/innen:

Thomas Stoppacher

Letzte inhaltliche Änderung:

01.07.2021