Foto: © Christian Pitschl

Hosea Ratschiller

* 11. Oktober 1981 in Klagenfurt

Autor, Kabarettist, Schauspieler,

 

Hosea Ratschiller besucht die zweisprachige Volksschule in Klagenfurt. Danach zieht er mit seinen Eltern, die in der Hausbesetzerszene und anderen linken Kreisen aktiv sind, nach Wien. Dort studiert er nach der Matura Geschichte, Philosophie und Theaterwissenschaft, interessiert sich aber mehr für die Schauspielerei. Von 1998 an versucht er sich als Autor, Schauspieler und Kabarettist, 2003 wird er österreichischer Meister im Poetry Slam.

2009 bringt Ratschiller sein erstes Kabarett-Soloprogramm „Liebe Krise – Eine Selbstdarstellung“ (Regie: Jakob Kubizek) auf die Bühne und sinniert dabei mit seiner „unsympathischsten Figur, die ich je gespielt habe“, über Kreativität und Identität. Sein zweites Solo „Das gehört nicht hierher“ (2011, Regie: Jakob Kubizek und Gabi Rothmüller) bezeichnet er als sein „Elvis-Programm“, Männlichkeit und politischer Aktivismus werden thematisiert. Ratschiller erhält dafür den Förderpreis zum „Österreichischen Kabarettpreis“ und auch das „Kleine Scharfrichterbeil“ in Passau (jeweils 2012). Seine Tourneen führen ihn von nun an durch ganz Österreich, aber auch nach Deutschland, Südtirol und in die Schweiz.

Sein drittes Soloprogramm, „Die FM4 Ombudsmann Dienstreise“ (2012, Regie: Matthias Jodl und Thomas Gratzer), bezieht sich auf die Radiokolumne, für die er seit 2006 und bis heute verantwortlich zeichnet. Das Frage-Beantwortungs-Format, in dem vom „Audimaxismus bis zum Zungenkuss“ kein Thema ausgelassen wird, ist derzeit die langlebigste tägliche Satire-Sendung des ORF. Ratschiller schreibt und spricht den Ombudsmann.

2013 bastelt er einen Mix aus seinen bisherigen Kabarett-, Radio- und Fernseharbeiten und nennt das Programm „Heute: Hosea Ratschiller“.

„Der allerletzte Tag der Menschheit“ (2014), inspiriert von Karl Kraus und mit der Musik des Kabarettduos RaDeschnig, ist eine satirische Revue zum Zustand des Wesens „Österreich“. Das Stück avanciert zum großen Erfolg und gewinnt den Programmpreis des „Österreichischen Kabarettpreises“ (2016) sowie den „Salzburger Stier“ (2017). Darüber hinaus wird Hosea Ratschiller Moderator der ORF-Kabarett-Show „Pratersterne“ und gründet zusammen mit Severin Groebner und Stefanie Sargnagel die „Letzte Wiener Lesebühne“ im Schauspielhaus.

Nach dem kapitalismuskritischen Gangsterepos „Doppelleben“ (2015, Regie: Gabi Rothmüller) wird das siebente Programm „Ein neuer Mensch“ (2019, Regie: Petra Dobetsberger) erneut zu einem großen Erfolg. Darin verabschiedet sich Ratschiller von der bis dahin gepflegten Bühnenfigur eines meist zynischen Unsympathlers. Stattdessen spielt er einen jungen Vater im kleinbürgerlichen Milieu – und stellt sich die Frage, wie man mit Sozialstaatabbau, Klimawandel und Sittenverlust umgeht. Für dieses Solo erhält er erneut den Programmpreis des „Österreichischen Kabarettpreises“.

Neben der Bühne tritt Ratschiller im Fernsehen in diversen Kabarett- und Comedy-Formaten auf, wirkt als Drehbuchautor (z.B. „BÖsterreich“) und liefert Radio-Beiträge für FM4, Ö1 oder Radio Orange 94.0.
Eine prominente Nebenrolle in der in Klagenfurt spielenden ORF-Stadtkomödie „Harri Pinter, Drecksau“ (2017) markiert den Höhepunkt der bisherigen Schauspielkarriere von Hosea Ratschiller.

Das Erfolgsformat des FM4-Ombudsmann gibt es, geschrieben zusammen mit Kollegen Martin Puntigam, gleich in zweifacher Ausführung in Buchform: „FM4 Ombudsmann“ (2012) und „Österreicher erklären die Welt“ (2014), einer erweiterten und überarbeiteten Neuausgabe. Auch „Der allerletzte Tag der Menschheit“ (mit Cartoons von Stefanie Sargnagel) erscheint 2007 als gebundene Publikation.2022 bringen Hosea und sein Vater Klaus das Buch mit dem Titel „Den Vater zur Welt bringen“ heraus, eine nichtsatirische Publikation.

Im September 2023 stellt Hosea Ratschiller sein neues Solo (Regie: Petra Dobetsberger), kurz und bündig mit „Hosea“ betitelt, im Kabarett Niedermair vor.

 

Quellen

Kabarett, TV, Radio, Buch, Moderation, Film, online: https://www.hosearatschiller.at [abgerufen am 20.07.2023].

Büro Schwarz – für kulturelle Entwicklung: Hosea Ratschiller, online: https://buero-schwarz.com/kuenstler/hosea-ratschiller/ [abgerufen am 24.07.2023].

Hosea Ratschiller, online: https://de.wikipedia.org/wiki/Hosea_Ratschiller [abgerufen am 20.07.2023].

Lisa Kammann: Wie ein Vater am „besseren Brot“ scheitert [Interview mit Ratschiller], in: Kleine Zeitung, 9.11.2019, S. 32–33.

Manfred Rebhandl: Rebhandl interviewt Hosea Ratschiller, 8.9.2020, online: https://wiener-online.at/2020/11/02/rebhandl-interviewt-hosea-ratschiller/ [abgerufen am 24.07.2023].

Peter Geiger: Weltrettung auf Wienerisch, in: Mittelbayerische Zeitung, 22.9.2020, S. 8.

Nicole Fischer: Hosea Ratschiller – Hier in Klagenfurt fühle ich mich zu Hause, 3.8.2021, online: https://www.meinbezirk.at/klagenfurt/c-leute/hier-in-klagenfurt-fuehle-ich-mich-zu-hause_a4786844 [abgerufen am 24.07.2023].

Oliver Hochkeppel: Das ist schön, in: Süddeutsche Zeitung, Januar 2022, Nr. 11.

Jürgen Philipp: „Das ‚Ich‘ ist ein verlorener Posten“ [Interview mit Ratschiller], online: https://www.sinnterest.at/posts/das-ich-ist-ein-verlorener-posten [abgerufen am 24.07.2023].

Martin Puntigam, Hosea Ratschiller: Der FM4 Ombudsmann beantwortet deine Fragen, Wien 2012.

Martin Puntigam, Hosea Ratschiller: Österreicher erklären die Welt, Wien 2014.

Autor/innen:

Thomas Stoppacher

Letzte inhaltliche Änderung:

26.07.2023