Kabarett der 1950er Jahre

Das „namenlose Ensemble“ & der „Simpl“

Erst Anfang der 1950er Jahre konnten sich wieder Ensembles etablieren: Einerseits, wie schon erwähnt, das „Simpl“-Ensemble unter Karl Farkas, andererseits das namen- aber keineswegs bedeutungslose Kabarett um Bronner/Merz/Qualtinger mit Kehlmann/Kreisler/Wehle.

1952 brachten Bronner/Kehlmann/Merz/Qualtinger ihr erstes Kabarett-Programm unter dem Titel „Brettl vor’m Kopf“ im „Kleinen Theater im Konzerthaus“ heraus. Das Besondere und Neue an diesem Kabarett war, dass die Kabarettisten auf der Bühne gleichzeitig auch Autoren, Komponisten und Musiker in Personalunion waren.

Erst 1956 gab es ein neues Programm, „Blattl vor’m Mund“, ohne Kehlmann, aber mit Georg Kreisler und Peter Wehle. Als Ensemblemitglied verstärkte ab nun Louise Martini die namenlose Truppe.
Dieses und das nächstfolgende Programm wurden im „Intimen Theater“ in der Liliengasse erfolgreich aufgeführt, das Bronner zusammen mit Kreisler gemietet hatte. 1957 folgte „Glasl vor’m Aug“, das auch vom jungen Medium Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Ab Oktober 1958 spielte das Ensemble seine Programme unter dem Titel „Spiegel vor’m G’sicht“ im Fernsehen und erreichte damit ungeahnte Erfolge und neue Publikumsschichten. Die erste Folge dieser Fernseh-Kabarett-Reihe, die bis zum Sommer 1959 insgesamt acht Mal ausgestrahlt wurde, enthielt u. a. das Bronner-Chanson „Der Papa wird’s schon richten“, interpretiert von Helmut Qualtinger. Der oftmals kolportierte Rücktritt des Ersten Nationalratspräsidenten Dr. Felix Hurdes aufgrund dieses Chansons stimmt hingegen nicht. Bis zu den nächsten Wahlen blieb er im Amt.

1959 übersiedelte die Truppe ins „Neue Theater am Kärntnertor“, das Gerhard Bronner übernommen hatte und brachte dort „Dachl über’m Kopf“ und „Hackl vor’m Kreuz“ heraus. Mit im Ensemble waren u. a. auch Eva Pilz, Kurt Jaggberg, Johann Sklenka und Kurt Sobotka.
Viele Bronner-Chansons aus dieser Zeit sind vor allem durch die Interpretation Qualtingers legendär geworden: „Der g’schupfte Ferdl“, „Der Bundesbahnblues“, „Der Halbwilde“ oder „Der Papa wird’s schon richten“. Ebenso legendär sind die „Travnicek“-Texte von Merz/Qualtinger, interpretiert durch Bronner/Qualtinger.

Ab 1961 wollten Martini, Merz und Qualtinger nicht mehr Kabarett spielen. Helmut Qualtinger schuf im selben Jahr zusammen mit Carl Merz „Der Herr Karl“ und Gerhard Bronner holte den „Würfel“ an sein Theater.