GLOSSAR zum Thema Kabarett

 

Agitprop: Verbindung der Wörter Agitation und Propaganda. Hat seinen Ursprung in der kommunistischen politischen Werbung; wurde auch von politischen Kabarettgruppen und Kabarettisten im deutschsprachigen Raum betrieben.

Anekdote: Kurze, prägnante, oft witzig-pointierte Kurzgeschichte zur Charakterisierung einer Persönlichkeit oder Beschreibung einer Begebenheit.

Aufhänger: Thematischer Ausgangspunkt eines Kabarett-Textes oder -Programms.

Ausdruckstanz: Eigenständiger, künstlerischer Tanzstil, der Anfang des 20. Jahrhunderts auch im Kabarett verwendet wurde.

Ballade: Ursprünglich ein kurzes, sentimentales Tanzlied, später Volkslied mit episch-lyrischem Inhalt; wird ab dem 18. Jahrhundert als Kunstballade zur Darstellung von ernsten, dramatischen Ereignissen in Versform weiterentwickelt. Seit Beginn des Kabaretts dort für die satirische Behandlung von gesellschaftlichen Vorgängen eingesetzt.

Bänkelsang: Vortrag von gesungenen Moritaten, welche sensationelle, schauerliche oder rührende Ereignisse erzählten. Der Name stammt von der kleinen Bank („Bänkel“), auf welcher der Vortragende stand. Kabarettist/innen griffen auf Stilelemente dieser Kunstform zurück.

Blackout: Plötzliche Verdunkelung der Scheinwerfer am Ende einer Szene, nach der Schlusspointe. Nicht zu verwechseln mit der allgegenwärtigen Warnung vor einem überregionalen, mehrere Tage andauernden Stromausfall.

Bohème: Gemeinschaft der freien Künstler und Literaten. In diesem Umfeld entstand und entwickelte sich auch das Kabarett.

Brettl: Früher Amüsierlokale mit Gesangs- und Tanzdarbietungen, heute ein Kabarett im kleinen Rahmen.

Chanson: In Frankreich hatte das Chanson, beginnend mit den Kriegsliedern des Frankenreiches über die Minnelieder und Kampfgesänge der französischen Revolution und politischen Spottliedern, eine lange und vielfältige Tradition. Über die Literatenclubs der Dritten Republik wurde es um 1900 ein konstituierendes Element des am Montmartre gegründeten Cabarets. Dort erfuhr es neue Impulse durch Text und Vortrag, es entwickelte sich das literarisch-anspruchsvolle „Cabaretchanson“ und nahm in der Folge in den deutschsprachigen Ländern eine ebensolche eng mit dem Kabarett verbundene Entwicklung. Typisch ist eine strenge Strophengliederung, die durch einen Refrain betont wird. Die Thematik von Chansons reicht von ironisch-satirischer Kritik an politisch-gesellschaftlichen Positionen über die witzige Darstellung eines bestimmten Milieus bis hin zu mondäner Selbstdarstellung oder zur lyrischen Gestaltung einer Augenblickstimmung. Vorgetragen werden die Lieder von einer Chansonniere oder einem Chansonnier. Text und Komposition müssen nicht von der Interpretin oder dem Interpreten stammen. Musikalisch begleitet wird die Gattung meist nur von einem Instrument (meist Klavier), besondere Bedeutung kommt der mimischen und gestischen Gestaltung des Vortrages zu.

Comedy: Ursprünglich ein Komödientypus im England des 16./17. Jahrhunderts, in dem zeitgenössische Sitten und Anschauungen satirisch dargestellt wurden. Heute versteht man darunter eine neue Richtung der Unterhaltungsbranche, welche sich vom Kabarett abgrenzt. Im Gegensatz zu diesem steht dabei nicht die (politische) Aussage im Vordergrund, sondern Unterhaltung über humorvolle Darstellung. Meist werden die von (Stand-up-)Comedians vorgetragenen Programme in sehr schnellem Tempo dargeboten. Vor allem seit den 1990er-Jahren etablierte sich dieser Stil der Lach- und Spaßkultur, teilweise als Komik der Infantilisierung und mit Unsinnsspäßen, im deutschsprachigen Raum, damit einher gingen einschlägige Formate im Privatfernsehen. Im angelsächsischen Sprachraum gibt es die Trennung zwischen Kabarett und Comedy nicht.

Conférence – Doppelconférence: Der Conférencier war ursprünglich der Ansager, der Pausen überbrückte und thematisch unterschiedliche Nummern miteinander verband. Im Laufe der Zeit wurde daraus ein eigener und wichtiger Bestandteil des Nummernkabaretts, wo mittels eines zeitbezogenen, manchmal geistreich-pointierten Monologs philosophische Betrachtungen dargeboten wurden, die bis zu einem Solo-Kabarett-Programm erweitert werden können.
Fritz Grünbaum und Karl Farkas waren Protagonisten dieser Gattung und führten gemeinsam die um 1900 im Budapester Kabarett entstandene Doppelconférence – ein Dialog zwischen „Blödem“ und „Gscheitem“ – im deutschsprachigen Raum zu ihrem Höhepunkt.
Ernst Waldbrunn, Doppelconférencepartner von Karl Farkas nach dem Zweiten Weltkrieg, beschreibt die Historie wie folgt: Die Doppelconference wurde im Jahre 1922 von Karl Farkas und Fritz Grünbaum erfunden, im Jahre 1955 von dem witzigen Hugo Wiener für Karl Farkas und Ernst Waldbrunn neu entdeckt und seither von allen Kleinkunstbühnen mit mehr oder weniger tauglichen Mitteln nachgeahmt. [Covertext der LP: Der G’scheite und der Blöde. Doppelkonferencen. Karl Farkas – Ernst Waldbrunn, PreiserRecords o. J.]

Couplet: Bezeichnung für ein Strophenlied mit aktuell-politischem oder erotischem Inhalt, charakteristisch ist die gleichlautende Endzeile. Hat seine Ursprünge im 18. Jahrhundert im Singspiel der Operette; in Österreich bekannt aus Possen und Komödien des Alt-Wiener-Volkstheaters; erreichte im 19. Jahrhundert v.a. mit Johann Nestroy einen Höhepunkt.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts auch im Kabarett von Bedeutung. Seinen Witz bezieht das Couplet aus der Mehrdeutigkeit, die der Refrain durch die jeweils vorausgehende Strophe erhält.

Diseuse/Diseur: Künstler/in, der/die Chansons vorträgt.

Exilkabarett: Während der Herrschaft der Nationalsozialisten mussten viele Kabarettist/innen aufgrund ihrer jüdischen Herkunft oder auch politischen Gegnerschaft flüchten. Im Exil –anfänglich auch in der Schweiz oder in Frankreich – hauptsächlich in Großbritannien oder den USA wurde mittels politischem Kabarett auch satirische Aufklärung über das Hitler-Regime betrieben.

Feministisches Kabarett: Bis in die 1980er-Jahre wurden Frauen im österreichischen Kabarett hauptsächlich als Darstellerinnen, Diseusen oder „Aufputz“ engagiert, nie aber als Autorinnen oder Regisseurinnen. Im Zuge der Frauenbewegung brachten Kabarettistinnen emanzipatorische und feministische Gedanken, Ideen und Visionen auf die Bühne, welche aber, v.a. von den Medien meist unter dem Begriff „Frauenkabarett“ abgehandelt wurden. Gleichstellung im Kabarett gibt es auch im neuen Jahrtausend (noch) nicht.

Finale: Abschlussnummer eines Kabarettprogramms, die oftmals Form und Thema der Eröffnung wieder aufnimmt oder eine Zusammenfassung der Programmthemen und -aussagen gibt.

Flüsterwitz: In totalitären und autoritären Staaten wird mit politischem Wortwitz, der von Mund zu Mund weitererzählt wird, Kritik an den Verhältnissen geübt.

Gag: Bezeichnet eine komische Bild- oder Wortpointe, einen witzigen Einfall oder eine überraschende Besonderheit und entsteht auf der Bühne aus einer Handlung heraus. Zu verstehen ist der Gag nur im Zusammenhang mit dem Geschehenen.

Groteske: Scheinbar Unvereinbares wird miteinander verbunden. Mit der künstlerischen und literarischen Stilart wird meist in phantastischer Verzerrung und Entstellung das überkommene Bild einer heilen Welt der veränderten Wirklichkeit gegenübergestellt. Im Kabarett trugen beispielsweise Karl Valentin und Liesl Karlstadt oder Georg Kreisler kabarettistische Grotesken vor.

Hofnarren: Vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert Spaßmacher und Unterhalter an Fürstenhöfen. Das Ausmaß der Kritik an zeitgenössischen Personen und gesellschaftlichen Umständen hing von der Gnade ihrer Herren ab.

Humor: Die Fähigkeit, widersprüchlichen und undurchsichtigen Verhältnissen und Beziehungen mit heiterer Gelassenheit zu begegnen. Humor ist prinzipiell nicht angriffig, doch gibt es mit dem schwarzen Humor und Galgenhumor auch „bösere“ Varietäten. Das Kabarett gehört zum großen Spektrum des Humors.

Humorist/in: Vortragskünstler/innen, die ihr Publikum unterhalten und dabei auf Theater- oder Bühneneffekte weitgehend verzichten oder Schriftsteller/innen, die humorvolle Werke schreiben und gegebenenfalls auch vortragen.

Improvisation: Ein aus einer bestimmten Situation geborener Einfall, der ohne Vorbereitung und aus dem Stehgreif prompt in die Handlung umgesetzt wird. Kabarettist/innen können im Idealfall verbal auf abweichend vom Text geschehene aktuelle Ereignisse oder Zurufe aus dem Publikum eingehen.

Ironie: Eine Art der Irreführung. Durch Rede, Gestik, Mimik und Haltung wird das Gegenteil dessen ausgedrückt, was gesprochen und/oder dargestellt wird.

Irreführung: Man führt das Publikum in den Irrtum, in dem man zuerst eine Meinung produziert und etabliert und dieser später die versprochene Sanktionierung entzieht bzw. sie als „falsch“ entlarvt. Auch Doppeldeutigkeit von Wörtern ist eine Möglichkeit dieses Kabarett-Stilmittels. Irreführung oder Täuschung kann mittels einzelner Wörter oder Textzeilen geschehen, aber auch einer ganzen Nummer oder einem Programm Struktur geben.

Gesellschaftskritisches Kabarett: Politisches Kabarett arbeitet mit aktuellen Bezügen auf politische und wirtschaftliche Themen und ist daher Teil einer kritischen Öffentlichkeit. Es kann aufklärerisch sowie als bewusstseins- und gesellschaftsverändert wirken.

Kabarett – Cabaret: Das Wort Cabaret bedeutet im Französischen Schenke oder fächerartige Schüssel. Es bezeichnet sowohl den (Veranstaltungs-)Ort als auch das Programm, das an diesem Ort gegeben wird. Kabarett verbindet mehrere sich einander überlagernde Kunstformen wie Theater, Literatur und Musik zum Zwecke zeitbezogener Unterhaltung und ist gesellschaftskritisch, komisch-unterhaltend und künstlerisch-ästhetisch. Ziel des Kabaretts ist ein „zündender Witz“, dessen unerwartete Pointe – im Gegensatz zum Witz als Selbstzweck – im Publikum einen Denkvorgang auslöst.

Kabarett-Geschichte: Seinen Ursprung nahm die Kunstform am 18. November 1881 in der Künstlerkneipe „Chat Noir“ am Montmartre in Paris und kam Anfang des 20. Jahrhunderts über Deutschland nach Österreich. Hier waren die ersten Schauplätze des, in der Tradition großstädtischer Vergnügungstheater stehender und in Österreich auf Volkstheater- und Volkssänger-Traditionen stoßender, Kabaretts das „Jung-Wiener Theater zum Lieben Augustin“ (1901), „Das Nachtlicht“ (1906), „Die Fledermaus“ (1907) oder das „Biercabaret Simplicissimus“ (1912), allesamt in Wien. Waren es anfangs eher unterhaltende, manchmal auch literarische Programme, gab es ab den 1930er-Jahren zusätzlich politisch-literarische Kleinkunstbühnen wie „Der liebe Augustin“ (1931), die „Literatur am Naschmarkt“ (1933) oder das „ABC“ (1934). Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten mussten viele Kabarettist/innen und Kleinkünstler/innen sowie deren Publikum emigrieren oder kamen zu Tode.
Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte das literarische Kabarett kurz wieder auf. In den 1950er-Jahren dominierten dann zwei Gruppen: das Kabarett um Bronner-Merz-Qualtinger und der „Simpl“ unter Karl Farkas. Während es in den 1970er-Jahren zu einer neuen Form des politischen Kabaretts kam, kann man ab den 1980er-Jahren einen Kabarettboom sondergleichen beobachten, der auch neue Formen in das Genre brachte – weg vom klassischen Nummernkabarett hin zum theaterähnlichen Kabarett-Stück bzw. zur Comedy. Zusätzlich gibt es ab dieser Zeit auch erstmals eigenständige Kabarettszenen in verschiedenen Bundesländern.

Kabarett-Archive: sammeln Vor- und Nachlässe von Kabarettist/innen, Kabarettgruppen, -Autor/innen, -Komponist/innen, -Bühnenbildner/innen etc. sowie Programme, Bücher, Video- und Tonaufnahmen, Plakate, Presseartikel, Zeitschriften, Noten etc., um sie der interessierten Öffentlichkeit und der Forschung zur Verfügung zu stellen und die Geschichte des Kabaretts zu dokumentieren.
Deutsches Kabarettarchiv in Mainz: www.kabarett.de
Österreichisches Kabarettarchiv in Graz: www.kabarettarchiv.at
Schweizer Cabaret-Archiv in Thun: www.cabaret-archiv.ch

Kabarett-Festivals: Veranstaltungen zu besonderen Anlässen, um Kabarett/Kleinkunst vorzustellen, einen bestimmten Inhalt zu propagieren, zu diskutieren oder um einen historischen oder aktuellen Anlass zu feiern. Veranstaltungen dieser Art sind mittlerweile jährliche Fixpunkte und finden in großen Städten wie auch kleineren Ortschaften, oft über mehrere Tage hinweg, statt.

Kabarett-Filme: In den 1990er-Jahren wurden u. a. Kabarett-Programme für das Kino adaptiert und zu großen Erfolgen (z. B. „Muttertag“ oder „Hinterholz 8“).

Kabarett-Interessensvertretung: Die IG Kabarett ist ein Zusammenschluss aller im Kabarett tätigen Personen. Ziel ist die Wahrung und Förderung der kulturpolitischen, sozialen, rechtlichen und beruflichen Interessen, eine koordinierte Kommunikation mit Politik und Behörden, sowie die zum effizienten Austausch von Informationen nötige Vernetzung der Einzelpersonen und Gruppen untereinander.

Kabarett-Preise: Werden durch Jury und/oder Publikum vergeben und bringen Künstler/innen Preisgeld, Auftritte und Renommee. Oft werden die Auszeichnungen in unterschiedlichen Kategorien vergeben, beispielsweise nach Stilrichtungen oder eigene Preise für Nachwuchskünstler/innen. In Österreich gelten der „Salzburger Stier“, der „Österreichische Kabarettpreis“ oder der „Grazer Kleinkunstvogel“ als bekannteste Dekorationen solcher Art. Preise können für Programme, Lebenswerk etc. vergeben oder in Wettbewerben im Rahmen einer Veranstaltung ausgespielt werden.

Kabarett-Revue: Im Unterschied zum klassischen Nummernkabarett hat die theaterähnliche Kabarett-Revue nur ein einziges durchgängiges Thema oder auch einen bestimmten Schauplatz. Formal ist sie eine literarisch-musikalische Kleinrevue.

Kabarett im Nationalsozialismus: Das Regime erlaubte nur nazi-treue und entpolitisierte Aufführungen, im Verlauf des Krieges dann nicht einmal mehr solche. Gleichzeitig wurde in Gefangenen- und Konzentrationslager – heimlich oder „auf Wunsch“ der Lagerleitung – Kabarett gespielt. Durch die Ermordung und die Vertreibung eines großen Teils der Künstler/innen konnte nach dem Krieg nicht mehr an das Niveau der Zeit davor angeschlossen werden.

Kalauer: Bezeichnung für derbe, nicht sehr geistreiche Witze, welche auf die Vermischung ähnlicher oder gleichlautender Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung basieren.

Karikatur: Künstlerische Darstellungsform, in der durch Übertreibung und Überzeichnung der Gegenstand der Karikatur – meist Menschen oder gesellschaftliche Zustände – lächerlich gemacht wird, insbesondere wird die Politik damit besonders häufig ins Visier genommen. Im Kabarett wird diese Methode der Darstellung in der Szene, dem Dialog und der Conférence angewandt.

Klamotte: Umgangssprachlich für einen wertlosen Gegenstand bzw. später für eine solche Kleidung. Im Theater und Kabarett versteht man darunter ein Stück mit grob gestrickter Handlung, derben Witzen ohne geistiges Niveau oder zeitkritischer Zielrichtung.

Klassisches Nummernprogramm: Besteht aus Sketchen, (Doppel-)Conférencen, Chansons, Parodien, Musik etc. Die einzelnen Nummern sind in sich abgeschlossen und werden, verbunden durch einen (selten: weiblichen) Conférencier verbunden und aneinandergereiht. Ein Pianist sorgt oft für sorgfältige Übergänge zwischen den Nummern.

Kleinkunst: Eine Sammelbezeichnung, die verschiedene Formen künstlerischer Betätigung wie Artistik, Bänkelgesang, Chanson, Couplet, Conférence, Einakter, Grotesktanz, Maskenspiele, Pantomimen, Possentheater, Puppentheater, Rezitation, Sketch, Slapstick, Tanz, Zauberkunst, Schnellzeichner etc. ohne qualitative Wertung vereint. Die historischen Ursprünge liegen in Darbietungen in Music Halls und Singspielhallen um 1900. „Klein“ bezieht sich auf die kurze Aufführungsdauer einzelner Nummern sowie auch auf die begrenzten bühnentechnischen Mittel.

Kleinkunstbühne: Kleine Theater, in denen überwiegend Kabarett- und Kleinkunst-Veranstaltungen stattfinden. Spielstätten dieser Art können sich auch in (ehemaligen) Lokalen, ausgebauten Kellerräumen, alten Fabrikhallen, bürgerlichen Häusern, soziokulturellen Zentren oder anderen Orten befinden.

Komik: Äußerungen, Personen, Situationen, Artefakte u.a., die eine belustigende Wirkung auslösen. Es gibt viele Theorien zur Komik, welche jedoch jeweils nur in bestimmten historischen Kontexten und für eine bestimmte Form des Komischen eine Bedeutung gehabt haben. Die wesentlichen Kriterien des Komischen werden im Defizit, in der Fremdheit des Anderen gesehen. Das Komische reizt unwillkürlich zum Lachen, wobei dies ein Reflex auf den schlagartigen Einblick in existenzielle Realitäten ist.
Die Komik ist mittlerweile ein Oberbegriff für Belustigendes unterschiedlicher Ausprägung. Jede Art übertreibende Sichtbarmachung von Konflikten einander widersprechender Prinzipien, in denen gesellschaftliche Norm oder individuelles Handeln nicht mit Ideal und Wirklichkeit übereinstimmen, kann den Zuseher/innen ein dementsprechendes Gefühl der Überlegenheit vermitteln. Komik ist subjektiv und findet sich in vielen Literaturformen wie auch im Kabarett, in der Form von Humor, Ironie, Sarkasmus, Satire, Spott oder Witz.

Komödie: Theaterstück, welches durch Komik bestimmt wird. Kabarett ist oft ebenso eine theaterähnliche Darstellungsform mit szenischen Arrangements, bei denen komödien-typische Merkmale – wie die Nähe zwischen Akteuren und Publikum, Improvisation sowie satirische Mittel – eingesetzt werden.

Lagerkabarett: In einigen Konzentrationslagern während des Zweiten Weltkrieges war es unter bestimmten Umständen möglich, Kabarett zu spielen. So sind beispielsweise von Fritz Grünbaum und Hermann Leopoldi Auftritte in Dachau bekannt. Diese Aktivitäten fanden entweder heimlich, oder – wenn offiziell geduldet, manchmal sogar erwünscht – unter größer Vorsicht und verbunden mit vielen Schwierigkeiten statt. Auch in Internierungslagern in Frankreich, den Niederlanden (im Durchgangslager Westerbork gab es eine eigene Bühne) und Großbritannien wurde Kabarett gespielt. Die Tatsache, dass selbst in den nationalsozialistischen Schreckenslagern Komödien und Kabarett gespielt wurde, zeigt, dass Menschen auch in äußerst prekären Situationen zur Komik fähig und unterhaltungsbedürftig sind.

Lied: Eine in sich geschlossene lyrische Form, oft aus mehreren gleichgebauten und gereimten Strophen und mit sangbarer Melodik. Aus den vielen unterschiedlichen Gattungen und Formen ist für das Kabarett das literarisch greifbare Lied von Bedeutung. Es tritt vor allem als Song, Chanson oder politisches Lied auf.

Liedermacher/in: Schreiben und komponieren ihre vorgetragenen Lieder selbst. Im Kabarett von Bedeutung, zuerst durch Chansons, später – vor allem in Österreich und Deutschland – durch literarisch-zeitkritische politische Lieder. Oft sind die Grenzen zwischen Lied- und Kabarettprogrammen fließend.

Literarisches Kabarett: eine Mischung aus Texten, Liedern, Chansons, Tänzen, Einaktern sowie Parodien auf literarische und dramatische Werke, oftmals unter Einbindung der Autoren, verbunden durch geistreiche Plaudereien eines (selten: weiblichen) Conférenciers.

Lyrik: Neben Dramatik und Epik Hauptgattung der Poesie mit kennzeichnendem Sprachrhythmus. Im Kabarett werden lyrische Verse vorgetragen – sowohl zitiert als auch selbst und eigens für die Programme geschriebene. Besonders in den 1920er-Jahren entwickelte sich eine produktive Symbiose von Lyrik und Kabarett. Nachdem schon davor beispielsweise Frank Wedekind seine Gedichte in Schwabinger Lokalen selbst vortrug, sorgten Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Walter Mehring oder Peter Hammerschlag für eine Fortsetzung und Weiter-Entwicklung der komischen Lyrik.

Medienkabarett: Zeitkritische Kabarettsendungen, die von Fernseh- oder Radiosendern veranstaltet und/oder produziert oder von eigenständigen Kabaretts übernommen werden. Damit wird ein breiteres Publikum erreicht, einige Sendungsformate werden zu großen Erfolgen.
Schon seit den 1920er- und bis in die 1960er-Jahre war das Radio Leitmedium, in dem auch längere Kabarett- und Humorsendungen reüssierten. Seit Mitte der 1960er-Jahre gibt es regelmäßig Kabarett im Fernsehen. Der Nachteil bei dieser Art von medialer Repräsentation ist die verlorene Unmittelbarkeit, von der die Kunstform bei Auftritten in der Interaktion mit dem Publikum lebt.

Mittelstück: Ein zusammenhängendes literarisches Kabarett-Stück von durchschnittlich 25 bis 40 Minuten, welches im Programm als Einakter in der Mitte des üblichen Nummernkabaretts gespielt wurde; eingeführt wurde es von Rudolf Weys in der „Literatur am Naschmarkt“ in den 1930er-Jahren. Die Stücke waren meist der Theaterliteratur entlehnt oder Bearbeitungen solcher, manchmal aber auch eigens zu diesem Zweck geschrieben. Jura Soyfer war einer der bedeutendsten Autoren von Mittelstücken wie „Der Lechner Edi schaut ins Paradies“, „Astoria“, „Vineta“ oder „Broadway-Melodie 1492“. Vor und nach dem Mittelstück war jeweils eine Pause, in der üblicherweise serviert und kassiert wurde.

Moritat: Vortrag einer sensationellen, schauerlichen oder rührseligen Geschichte. Als moralisierende, tragikomische Ballade bzw. Romanze fand sie Eingang in die deutsche Literatur und wird teilweise auch im Kabarett eingesetzt.

Musik: Im Kabarett wird sie oft zur Begleitung oder Illustration eines Textes verwendet, dient aber auch als Überleitung zwischen einzelnen Nummern, wobei Eigenkreationen der Künstler/innen wie auch bekannte Stücke, manchmal als Parodie, zur Verwendung kommen.

Nonsens: Unsinnsliteratur, die mit paradoxen, absurden Wort- und Klangspielen die Vieldeutigkeit der Wahrnehmung und Wirklichkeit darstellt. Es gibt Verbindungslinien zum Dadaismus und Surrealismus.

Nummernprogramm: Klassische Form des Kabaretts, in der ursprünglich in loser Aneinanderreihung in sich abgeschlossene Nummern (von unterschiedlichen Interpret/innen) aufgeführt werden. Ab den 1920er-Jahren versuchte man Sketches, Parodien, Lieder und Chansons durch einen „roten Faden“ zu verbinden.

Opening: Früher auch Entrée. Auftakt des Programms, in dem das kabarettistische Leitmotiv vorgestellt wird. Im Nummernprogramm (mit „roten Faden“) zusammen mit dem Finale die zusammenhaltende Klammer.

Pantomime: Darstellung einer Szene oder Handlung ohne Worte, also durch Gebärden, Minenspiel und Tanz. Im Kabarett eingesetzt v.a. als satirische Pantomime.

Parodie: Ironische oder satirische Nachahmung eines bekannten literarischen oder musikalischen Werkes. Oft verzerrend, übertreibend oder verspottend. Dabei werden charakteristische Formmittel beibehalten, die Intention des Stückes wird hingegen verändert.

Parteienkabarett: Kabarettgruppen, die zur Wahlwerbung und der Verbreitung von Wahlprogrammen eingesetzt wurden. Populär vor allem bei Sozialdemokratischen Parteien, z. B. in der Ersten Republik in Österreich das „Politische Kabarett der Sozialistischen Veranstaltungsgruppe“ oder die „Roten Spieler“-Gruppen.

Persiflage: Eine Person, Thematik, Genre, Werk oder eine Geisteshaltung wird durch übertreibende Nachahmung bestimmter Stilmanieren lächerlich gemacht. Die literarische-polemische Haltung oder Form agiert dabei bisweilen durchaus geistreich und kritisch.

Playback: Aufnahmeverfahren, bei dem man einzelne Teile eines Stückes aufnimmt und diese Musik oder den Gesang bei der Vorstellung anstelle einer Live-Performance abspielen kann. Im Kabarett wird häufig Musik als Begleitung zum Originalgesang der Kabarettistin oder des Kabarettisten eingespielt.

Pointe: Durch den Höhepunkt und gleichzeitigem (geistreichem) Abschluss eines Witzes wie auch von Kabarett-Texten werden Eigenschaften, Denk- und Verhaltensweisen von Menschen bloßgestellt.

Politisch-Literarisches Kabarett: Nach dem Ersten Weltkrieg, dem Ende der Zensur und den zunehmenden politischen Gegensätzen wurde v.a. in Deutschland literarisch-zeitkritisches bzw. literarisch-politisches Kabarett geboten. In Österreich übernahmen diese Form die Kleinkunstbühnen der 1930er-Jahre. Das politische Kabarett ist intertextuell mit Sorten und Stilen des Journalismus verbunden: Medienberichte stellen eine Informationsquelle dar, werden aber auch oft parodiert.

Quodlibet: Eine Form der Parodie, in der durch die Gleichzeitigkeit oder Aneinanderreihung bekannter und beliebter Melodien – teils mit Original-, teils durch neuen Text – ein heiter-satirischer Inhalt entsteht.

Realsatire: Attitüden und Handlungen von realen Personen, die so grotesk sind, dass sie an Satire erinnern.

Refrain: Eine meist am Ende einer oder mehrerer Strophen wiederkehrende Wortgruppe. Die deutsche Bezeichnung lautet Kehrreim. Im Kabarett bringt der Refrain im Couplet die überraschende Pointe, entweder mittels einer gleichlautenden oder einer geringfügig abgewandelten Endstrophe.

Reisekabarett: Kabarett-Ensemble ohne festen Spielort, organisatorisch und technisch auf ständigen Ortswechsel ausgerichtet. War vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem viele Veranstaltungsräume zerstört wurden, populär. – Heute sind Kabaretts mit eigener Spielstätte selten zu finden, alle sind ständig „auf Tour“.

Rezitation: Künstlerischer Vortrag von literarischen Werken mit Hilfe von Sprache und Darstellung, im deutschsprachigen Kabarett früher weit verbreitet, heute nur noch teilweise in Verwendung.

Sarkasmus: Beißender Spott, Steigerung von Ironie. Dient zur Kritik an gesellschaftlichen Gegebenheiten unterschiedlicher Art.

Satire: Mit Mitteln des Komischen werden als negativ empfundene gesellschaftliche und politische Zustände und Konventionen, aber auch individuelle Handlungen und Vorstellungen, aggressiv-ironisch dargestellt, dabei auch kritisiert, verspottet und angeprangert, also der Lächerlichkeit preisgegeben. Dabei bedient sie sich verschiedenster künstlerischer Formen wie des Epigramms, des Dialogs, der Szene, der Parabel, der Epik oder der Karikatur. Stilmittel sind die Übertreibung als Überhöhung ebenso wie die Untertreibung als bewusste Bagatellisierung.
Die Satire hat ihre Wurzeln in der römischen Antike und ist Grundvoraussetzung des zeitkritischen politischen Kabaretts.

Schlager: Einschlägige Melodien, populäre Gesangsstücke – ursprünglich eher ein Erfolgs- als ein Gattungsbegriff. Heute meist bewusst nach kommerziellen Kriterien produziert, mit leicht merkbaren Refrain und vielen Wiederholungen sowie gängigen Musikformen. Seinen Ursprung hat der Schlager häufig im Kabarett oder in Revuen, wo Chansons, in denen über mehrere Strophen samt verbindenden Refrain witzig-ironische Geschichten erzählt wurden, große Erfolge hatten.

Schüttelreim: Der Schüttelreim ist ein Doppelreim, bei dem Buchstaben oder betonte Silben vertauscht werden (auch nur phonetisch möglich). Sie werden hauptsächlich für vergnügliche Zweizeiler verwendet und auch im Kabarett eingesetzt.

Sitcom: Fernseh-Unterhaltungssendungen, meist Serien, mit eingespielten Publikumsreaktionen aus dem Off.

Sketch: Dramatische Kurzszene mit oft ironisch-satirischen Inhalt und scharfer Schlusspointe, die sich meist auf aktuelle Ereignisse bezieht. Kann aber auch ein Einakter mit mehreren Szenen und durchgängiger Handlung sein.

Song: Englischer Sammelbegriff für Lied. Im deutschen Sprachgebrauch ein schlagerartiges, mit Elementen des Jazz und des Bänkelsangs rhythmisch akzentuiertes Lied mit zeitkritischem oder allgemein satirischem Inhalt. Im Kabarett sind Couplets und Chansons von namhaften Autoren wie Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Bert Brecht oder Kurt Weill aus der Zwischenkriegszeit in diese Kategorie einzuordnen. In den 1960er-Jahren war außerdem der politische Protestsong populär.

Solokabarett: Kabarettist/innen, Alleinunterhalter/innen oder Entertainer/innen, die ihr Programm – unabhängig davon ob Nummernkabarett oder durchgehendes Kabarett-Stück – alleine bestreiten. Texte und Kompositionen können jedoch von anderen Personen stammen.

Spaßmacher: Bringen das Publikum durch dargestellte und gesprochene Komik zum Lachen. Narren, Schelme, Clowns oder Komiker/Comedians dürfen Tabuthemen bis in den Bereich des Obszönen verletzen. Sie stellen gesellschaftliche Konflikte und Defizite wie auch mit Autorität und Geltung ausgestattete Personen und Symbole spielerisch dar.

Spott: Stilmittel der Kommunikation. Erscheinungen und Verhaltensweisen von Menschen, Gruppen oder deren Werten werden lächerlich gemacht, verhöhnt oder als verachtenswert dargestellt. Eine Form der sozialen Kritik von Unterdrückten durch die schadenfrohe Herabsetzung von Unterdrückenden. Das Kabarett entwickelte sich im 20. Jahrhundert zur Institution des Spottes auf der Bühne.

Straßentheater: Gibt es seit den Jahrmarktbühnen im Mittelalter – später folgten Wanderbühnen und politischer Aktivismus im Zuge der 1968er-Bewegung, wobei sich eigene Ausdrucks- und Kommunikationsformen entwickelten, so z. B. die Verwendung dokumentarischen Materials oder die Mischung von Zitat und Sprechszene.

Subventionen: Zweckgebundener finanzieller Zuschuss zur Unterstützung bestimmter Wirtschaftszweige, aber auch der Kultur. Kabarett-Spielstätten sind oft unabhängig und der freien Szene zuzuordnen, womit sie meist freiwillig oder unfreiwillig auf größere öffentliche Förderungen verzichten müssen. Kommunale Zuschüsse sind häufiger. Kabarettkünstler/innen erhalten grundsätzlich keine Subventionen.

Szene: Damit kann eine Kabarettnummer, eine Bühne oder die Gesamtheit aller im Kabarett Tätigen gemeint sein.

Tingeltangel: Wurde nach 1870 als lautmalerische Bezeichnung für eine Singspielhalle verwendet. Entwickelte sich zur allgemeinen Bezeichnung für ein Varieté mit kleinbürgerlichem oder proletarischem Publikum.

Travestie: Ein bekannter Stoff wird ironisch oder satirisch behandelt, so dass der Inhalt zwar beibehalten-, die Form aber ins Komische verändert wird.

Überbrettl: Deutsche Variante des literarisch-künstlerischen Cabarets Pariser Prägung. Der Begriff wurde von Ernst von Wolzogen eingeführt und orientiert sich an Friedrich Nietzsches „Übermensch“. Die Darbietungen des „Brettl“ (Varietés, Singspielhallen, Vergnügungsetablissements etc.) sollten auf literarisches Niveau angehoben werden. Neben Wolzogens Spielstätte in Berlin gründeten sich ähnliche Unternehmungen in ganz Deutschland.

Varieté: Unterhaltungstheater, bestehend aus einer losen Aneinanderreihung einzelner Sprech-, Musik- und Tanznummern, zusammengehalten von einem Conférencier. Gleichzeitig auch die Bezeichnung für eine Bühne, auf der solche Darbietungen, oftmals angereichert durch Akrobatik- oder Dressur-Nummern, dargeboten werden. Stammt ursprünglich aus Frankreich, etabliert sich aber schon vor 1900 auch im deutschen Sprachraum und ist Teil der (Vor-)Geschichte des Kabaretts.

Witz: Die Fähigkeit zu einem überraschenden (und eventuell komischen) Einfall oder – weiter verbreitet – eine scherzhafte Äußerung, die mit einer Pointe endet.

Wortspiel: Mit der Doppel- oder Mehrfachbedeutung, dem Gleichklang, der Klangähnlichkeit oder anderen Stilmitteln werden überraschende und witzige Effekte erzielt.

Zeitschriften: Regelmäßig erscheinendes Printmedium mit unterhaltenden, allgemeinbildenden oder fachlichem Inhalt. Satirische Zeitschriften entstanden bereits nach der Erfindung des Buchdrucks – zuerst in Form von Flugblättern, ab dem Zeitalter der Französischen Revolution dann in Heftform. Im deutschsprachigen Raum gewannen Zeitschriften erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts – im Zuge der 1848er-Revolution – an Bedeutung, sie können politisch-satirisch oder humoristisch sein. Mit publizierter Satire wurde außerdem oftmals die politische Zensur umgangen.

Zensur: Versuch der Kontrolle von Information. Begleitet das Kabarett von Beginn an und reicht von offener staatlicher Zensur bis zur versteckten Zensur von Medien, welche bestimmte Künstler/innen und Gruppen (nicht) ausstrahlen.

Zote: Derbe, vulgäre und zynische Redensarten oder Witze, oft anzüglich mit sexuellem Inhalt.


Ausgewählt und zusammengestellt von Iris Fink und Thomas Stoppacher unter Verwendung von:

Helmut Bachmaier (Hg.): Texte zur Theorie der Komik. Stuttgart 2005

Klaus Budzinski/Reinhard Hippen: Metzler Kabarett Lexikon. Stuttgart 1996

Iris Fink: Von Travnicek bis Hinterholz 8. Kabarett in Österreich ab 1945 – von A bis Zugabe. Graz-Wien-Köln 2000

Hans-Otto Hügel (Hg.): Handbuch Populäre Kultur. Begriffe, Theorien und Diskussionen. Stuttgart 2003

Uwe Wirth (Hg.): Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart 2017

sowie eigenen Definitionen und Artikel aus Wikipedia – Die freie Enzyklopädie, online im Internet: https://de.wikipedia.org