Foto: Slg. Helen u. Willy Kennedy, Österreichisches Kabarettarchiv

Helen Kennedy

(Helene Kenedi)

23. Februar 1921 in Wien; † 17. März 2000 in Wien

Schauspielerin, Kabarettistin
 

Helene Kenedi wurde – nach ihrem Bruder Wilhelm – in eine wohlhabende Familie, die im neu errichteten Daringerhof (Sieveringerstraße) in Döbling wohnte, hineingeboren. Der Vater, Richard Kenedi, war Geschäftsmann, die Mutter, Olga Kenedi (geb. Simson), musisch sehr begabt. Sie spielte u.a. Klavier, organisierte Wohltätigkeitsveranstaltungen oder Vortragsnachmittage und dürfte die künstlerische Begabung der Kinder gefördert haben.

Die Eltern lebten vor der Geburt der Kinder zeitweise in Budapest. In Wien wurde der Haushalt durch Personal unterstützt, u.a. von einer Gouvernante, die bei der Betreuung und Erziehung der Kinder half.  Ausflüge und Urlaube führten die Familie innerhalb Österreichs unter anderem nach Edlach, Baden, Reutte und Maria Schutz sowie ins Ausland an die Adria, in die Alpen oder auch in europäische Metropolen.

Ein Foto zeugt noch vom Besuch des Opernballs in Wien 1938, doch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Helene Kenedi nach Großbritannien, wo sie unter ihrem anglisierten Namen Helen Kennedy in zahlreichen Programmen der Kleinkunstbühne „Das Laterndl“ in London mitwirkte. Ob sie noch in Wien – wie ihr Bruder – eine Schauspiel-Ausbildung absolvierte oder sich erst in England als junge Frau in diese Richtung engagierte, geht aus den uns bekannten Quellen nicht hervor.

Helen Kennedy feierte 1941 ihr Debüt in Johann Nestroys „Der Talisman“, einer Wiederaufnahme der schon im Jahr davor im „Laterndl“ gespielten Posse. Es folgten 1942 die politisch-satirischen Revuen „Here is the News“, „No orchids for Mr. Hitler“ – in diesem Programm wurde Helen Kennedy in allen Nummern prominent eingesetzt und hatte sogar ein Solo – sowie die Lustspiele „Volpone“ in der Fassung von Stefan Zweig, „Sturm im Wasserglas“ von Bruno Frank oder „Wiener Miniaturen“ – vier Einakter von Arthur Schnitzler. Der Zeitspiegel, eine Exilzeitung, hielt darüber in seiner Kritik fest: „Helen Kennedy ist die richtige Nuisance an Anatols Hochzeitsmorgen“.

Im Jahr 1943 spielte sie in den „Laterndl“-Produktionen „Im Goldregengäßchen“, „Die tote Tante und andere Begebenheiten“ von Curt Goetz, die Machiavelli-Komödie „Mandragola“ sowie „Die Bekehrung des Ferdisch Pischtora“ – einem Stück des tschechischen Autors František Langer. Der Zeitspiegel attestierte mit diesem Stück einen Sprung des Ensembles „auf ein neues Niveau“. Weiters wirkte Kennedy in Nestroys „Häuptling Abendwind“ und „Die Schule der Steuerzahler“ mit.

1944 folgten Schnitzlers „Professor Bernhardi“ (in diesem Stück wird sie im Programmheft mit dem Nachnamen „Kennedy-Kallina“ angeführt), Ludwig Anzengrubers Bauernkomödie „Der G’wissenswurm“ und „Österreichische Rhapsodie“. Ihr Engagement endete im März 1945 mit Hermann Bahrs „Das Konzert“. Regie bei diesen Stücken führten unter anderen Martin Miller, Fritz Schrecker, Paul Lewitt und Paul Hardtmuth und unter den Darstellerinnen und Darstellern fanden sich beispielweise Grete Hartwig, Jaro Klueger, Paul Knepler, Franz Marischka, Hanne Norbert oder Peter Preses. Auch ihr Bruder Willy Kennedy hatte Auftritte im „Laterndl“. Die Namen der Mitwirkenden allein zeugen vom beachtlichen personellen Niveau der Exilbühne.

Neben dem jahrelangen „Laterndl“-Engagement sind aus ihrer Zeit in London Auftritte im „British-Austrian Club“ – wo sie im August 1941 in einem von Peter Herz moderierten „Vienna cabaret“ zusammen mit Hilde Lederer, Rudolf Offenbach und Fritz Schrecker auf der Bühne stand – sowie im ebenfalls von Herz geleiteten „Blue Danube Club“, wo sie zumindest in dem Stück „Fleet Street Story“ die Rolle der Grit spielte, bekannt. Außerdem trat sie im nach diesem Club benannten Exilkabarett „Blue Danube“ auch in anderen Orten, so z.B. dem Balsam’s Cafe in London, auf.

1947 zog Helen Kennedy mit Norbert Klein – einem aus der Tschechoslowakei stammenden Radiologen – nach Auckland in Neuseeland. Klein arbeitete am Green Lane Hospital. Das Ehepaar lebte in einem Anwesen mit Garten unweit des Meeres und empfing immer wieder Besuche aus der alten Heimat bzw. schickte Briefe und Fotos von dort nach Europa – beispielsweise an ihre Mutter, die bis zu ihrem Tod 1951 in London lebte.

Nach dem Tod ihres Ehemannes kehrte Helene Klein 1960 aus Neuseeland nach Wien zurück. Dort heiratete sie abermals und lebte mit ihrem dritten Ehemann Herbert Medlin im achten Wiener Gemeindebezirk.

Helene Medlin starb am 17. März 2000. Ihr Grab befindet sich am Pötzleinsdorfer Friedhof.

 

Quellen:

Österreichisches Kabarettarchiv: Sammlung Helen und Willy Kennedy.

Erna Wipplinger: Österreichisches Exiltheater in Grossbritannien (1938 bis 1945), Dissertation, Universität Wien 1984.

Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß (Hg.): Biographisches Lexikon der Theaterkünstler (Band 2 des Handbuchs des deutschsprachigen Exiltheaters, hrsg. von Frithjof Trapp, Werner Mittenzwei, Henning Rischbieter und Hansjörg Schneider), Teil 1: A-K, München 1999, 497.

Free Austria, August 1941, 13, in: https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=fat&datum=19410058&query=(text:%22helen+kennedy%22)&ref=anno-search&seite=15 (abgerufen am 17.05.2024).

Einträge zu Helene Medlin und Herbert Medlin auf https://www.friedhoefewien.at/ (abgerufen am 21.05.2024).

Paul Weindling: Restricted Refuge: Medical Refugees in New Zealand 1933-1945, in: Swen Steinberg, Anthony Grenville (Hg.): Refugees from Nazi-occupied Europe in British Overseas Territories (Yearbook oft he Research Centre for German and Austrian Exile Studies, Bd. 20), 100-118.

Autor/innen:

Thomas Stoppacher/Iris Fink

Letzte inhaltliche Änderung:

24.09.2025

Sammlung Helen u. Willy Kennendy im ÖKA