Wer befreit uns wieder? Plakat
Plakat zur Ausstellungseröffnungsveranstaltung

Eine Ausstellung des ÖKA
Konzept und Gestaltung: Dr. Iris Fink, Dr. Hans Veigl

Wer befreit uns wieder?

Kabarett und Unterhaltungskultur in der Steiermark 1945 bis 1965
 

Die Ausstellung war zu sehen…
25. Septeber – 3. November 2005
Galerie in der Kirchenmauer, Straden
1. Dezember 2005 – 31. Jänner 2006
Steiermärkische Landesbibliothek, Graz

Am 18. Mai 1945 wurde der Wiener „Simpl“ wieder eröffnet. Zahlreiche Kabaretts, Kleinkunsttheater und Unterhaltungsetablissements folgten. Erstmals auch in der „Provinz“:
In Linz lachte man im „Kabarett Eulenspiegel“ bei Peter Hey und Maxi Böhm, in Innsbruck öffnete das „Kleine Welttheater“ (KWT) seine Pforten und Graz begann sich mit dem „Igel“ als Kleinkunst- und Kabarettstadt zu etablieren.

„Der Igel – Das kleine Zeittheater“ stellte zwischen 1945 und 1948 in der Grazer Annenstraße im so genannten Roseggerhaus unter der Direktion von Franz Paul und unter darstellerischer Mitwirkung u.a. von Fritz Muliar, Grita, Kral, Henriette Ahlsen und Sepp Trummer seine Stacheln auf.

1946 machten sich Studenten unter der Führung von Ulrich Baumgartner (späterer Festwochenintendant in Wien) und der musikalischen Leitung von Walter Koschatzky (nachmaliger Chef der Albertina), unter tätiger Mithilfe von Emil Breisach (späterer Intendant des ORF-Landesstudios Steiermark, Präsident des forum stadtpark u.a.) und Hellmuth Himmel (späterer Ordinarius für Germanistik an der Grazer Universität) daran, als „Studentenbrettl“ ihr Publikum unter Mitwirkung von Grita Kral, Gertrude Kellner oder Harald Kopp zu unterhalten.

Kabarett im Rundfunk, damals noch Sendergruppe Alpenland, wurde gespielt, das manchmal öffentlich zugänglich war, wie zum Beispiel der „Treffpunkt Orpheum“, der auch über den Sender Schönbrunn ausgestrahlt wurde und dadurch auch in Wien erfolgreich und beliebt war. Emil Breisach, Gerda Klimek, Hellmuth Himmel und Peter Hey waren federführend. Und: Man lud sich immer wieder namhafte Gäste ein, so etwa Peter Wehle, Pirron und Knapp, Peter Alexander, Willi Schaeffers vom „Kabarett der Komiker“ in Berlin oder die Münchner Kabarettiche.

Ende der 1950er Jahre gründete Kuno Knöbl den „Würfel“, ein Studentenkabarett, das ab Anfang der 1960er Jahre in Wien Furore machen sollte. Als „Würfler“ agierten u. a. Dieter und Kurt Gogg, Peter Orthofer, Gerhard Steffen, Udo Simonitsch, Is Franke oder Monika Orthofer und nach ihrem fulminanten Auftritt in Gerhard Bronners „Neuem Theater am Kärntnertor“, auch Peter Lodynski, Miriam Dreifuß und Günter Tolar.
Nach dem Abgang des „Würfels“ nach Wien spielten der „Forum-Zoo“ und ab 1963 das Studentenkabarett „Der Hammer“ mit Gerald Schöpfer (späterer Universitätsprofessor und ÖVP-Landesrat), Günther Horvatek (späterer SPÖ-Landesparteisekretär) und Heinz Rüpschl im forum stadtpark.

In der Merangasse entstanden unter der Leitung von Harald Kopp „Die Tellerwäscher“, eines der längstdienenden Grazer Kabarett-Ensembles, dem anfänglich Wolfram Berger, Horst Slippek, Ingo Wampera, Lizzy Cordas, Gudrun Gröbelbauer oder Horst Goldemund angehörten. Texte schrieben etwa Emil Breisach, Gerda Klimek oder Dieter Gogg, der auch musikalisch – obwohl noch immer als einer der Hauptakteure beim „Würfel“ in Wien tätig – unterstützte.

Die Ausstellung zeigt sowohl die Versuche, das Klassische Wiener Kabarett der Zwischenkriegszeit wieder zu beleben, als auch die ersten Studentenkabaretts, deren erfolgreichstes wohl „Der Würfel“ war. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich Funkkabarett.
Erinnert wird an Debütanten, die entweder ihren weiteren Weg am Theater und in der Kleinkunst fanden, wie Dieter Gogg, Gerda Klimek, Harald Kopp, Fritz Muliar, Peter Orthofer, Gerhard Steffen, Sepp Trummer u.a., oder die gänzlich andere Berufswege gingen, wie zum Beispiel: Ulrich Baumgartner, Emil Breisach, Kuno Knöbl, Walter Koschatzky und Gerald Schöpfer, denen aber eines gemeinsam war: das Sprungbrett Graz.

Anhand von Bild- und Tondokumenten, Manuskripten, Noten, Kostümen, Plakaten u. a. versucht das ÖKA die Atmosphäre von einst nachzuzeichnen.