Foto: Teilvorlass Barbara Klein, Österreichisches Kabarettarchiv; © Carina Ott

Barbara Klein

* 14. Juli 1954, Wien

Schauspielerin, Kabarettistin, Autorin, Regisseurin, Theaterleiterin

 

Barbara Klein absolvierte das Reinhardt-Seminar und war als Schauspielerin an verschiedenen Wiener Bühnen, u.a. am Wiener Volkstheater, bei Freien Theatergruppen und der Gruppe „Makabarett“, sowie in Fernsehfilmen und -serien tätig. 1984 gründete sie gemeinsam mit Krista Schweiggl das erste feministische Kabarettduo Österreichs. Mit mehreren erfolgreichen Programmen prägten Chin & Chilla die aufstrebende Kabarettszene der 1980er-Jahre mit und erhielten 1987 den „Österreichischen Kleinkunstförderungspreis“.

Nach der Auflösung der Gruppe war Klein für zwei Programme gemeinsam mit I Stangl auf der Bühne. In „Lügen wie gedruckt“ widmeten sich die beiden 1990 in einer Realsatire den Stilblüten und Halbwahrheiten des österreichischen Journalismus. 1991 folgte die „Die ‚Du schaffst es‘-Show“, in der die Unterhaltungsindustrie und Konsumgesellschaft persifliert wurde.

1992 stand Barbara Klein mit ihrem ersten allein produzierten Programm „Miss Verständnis“ – ein „satirisches Solo für eine Frau“, vor dem Vorhang. Sie erzählte dabei die Lebensgeschichte einer „ganz normalen Frau im ganz normalen Österreich“, die sich mit Typen, Hosentürln, Machos, Mitzis und Maschinen auseinandersetzen musste.
Zum Schreibprozess ihrer Programme meinte Klein in einem Interview, dass in ihren Themen autobiographische Züge enthalten seien und dass sie gerne, statt mit dem „erhobenen Zeigefinger“, mit dem „Gezwinkerten von unten“ arbeite, um ihre Anliegen zu vermitteln.
In „Sperma zu!“ thematisierte sie 1993 beispielsweise die Diskriminierung der Frau am Arbeitsplatz – zwei kompetente Mitarbeiterinnen mussten sich bei der Vergabe der Leitung einer neuen Abteilung in einer Kondomfabrik einem primitiven männlichen Außenseiter geschlagen geben. Klein dazu: „Es wird selbstverständlich keine der beiden Frauen, obwohl sie beide qualifiziert sind, sondern es wird der letzte Volltrottel, nämlich der Portier, der sich wie ein Orang Utan bewegt und auch so denkt und spricht. Klar, was ich damit sagen will: Es hat mit Realität zu tun, es ist sehr übertrieben und sehr krass und es wird sehr expressionistisch dargestellt.“

Ebenfalls 1993 war Barbara Klein als Darstellerin in der Polit-Satire „Die Kandidaten“ von Gerhard Iwin zu sehen. Neben ihren Tätigkeiten auf der Bühne war sie auch als Regisseurin und Dramaturgin aktiv, so beim Kabarettprogramm „Klar gespült“ von Herbert Haider und dem Stück „Die Nachtgeher von Wien“ von Helmuth Korherr und Wilhelm Pellert. Mit Steffi Paschke und Herbert Haider als Schauspieler*innen brachte sie 1994 das „Alptraumschiff“ heraus. Für dieses „Kitschical“, in dem auf einem Luxusdampfer bekannte Figuren aus diversen Fernsehserien in verschiedenen Episoden aufeinander treffen, schrieb sie das Buch und führte Regie. Auch beim Kindermusical „Die Hausmaus“, in dem eine Maus, ein arbeitsloser Postbeamter und ein werdender Musical-Star lernen mit ihren Ängsten umzugehen und einander zu vertrauen, geschrieben von ihrer Kabarett-Partnerin Krista Schweiggl, verantwortete sie 1996 die künstlerische Leitung.

Ergänzt wurde ihr vielfältiges berufliches Portfolio dieser Jahre – ihr Ziel dabei war es immer, „intelligente Unterhaltung“ zu machen – durch ihr Engagement als Ko-Geschäftsführerin des Kabarett Niedermair, in dem Klein von 1992 bis 1996 auch Eigenproduktionen initiiert und betreut hat. 1992 gründete sie außerdem den Theaterverlag Bunte Bühne, der unter anderem das Theaterstück „Indien“ von Alfred Dorfer und Josef Hader im Programm hat. 1997 war sie eine der Initiatorinnen des Frauenvolksbegehrens.

Im Jahr 2000 gründete Barbara Klein das feministische Kosmos-Theater in Wien, welches sie bis zu ihrer Pensionierung leitete. In ihrer Theaterarbeit ging es ihr vor allem darum, Frauen eine Bühne zu geben und die Sicht von Künstlerinnen auf Stücke zu fördern, sei es in der Intendanz, der Regie oder Autorenschaft. Da Kunst von Frauen nachweislich zu einem wesentlich geringeren Prozentsatz an die Öffentlichkeit gelangt als jene von Männern, war und ist dies notwendig. Klein beschreibt ihren Zugang zum Feminismus demnach folgendermaßen: „In meinem spezifischen Fall war es auch in diese bürgerlichen Hochburgen der Kunst und Kultur, die gerade in Österreich so stark manifest sind, hineinzustechen, hineinzureichen und einmal darauf aufmerksam zu machen, dass hier Frauen massiv benachteiligt sind.“ Bis 2018 führte sie das Theater als künstlerisch und kaufmännisch Verantwortliche, bei einigen Stücken führte sie selbst Regie.

Im November 2015 erhielt Barbara Klein das Goldene Ehrenzeichen der Republik.
2021 kehrte sie gemeinsam mit Krista Schweiggl als spätsies.at auf die Kabarett-Bühne zurück.

 

Quellen:

Österreichisches Kabarettarchiv, Teilvorlass Barbara Klein

Iris Fink, Von Travnicek bis Hinterholz 8. Kabarett in Österreich ab 1945. Von A bis Zugabe, Graz 2000, S. 108.

Elisabeth Augustin, Laudation für Barbara Klein: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik, in: Gift, Zeitschrift für Freies Theater, Nr. 01/2015. Online im Internet: gift115_kern_141218.indd (freietheater.at) [aufgerufen am 28.04.2021].

Teresa Schaur-Wünsch, Barbara Klein: Wo der Kosmos weiblich ist, in: Die Presse, 05.03.20215. Online im Internet: Barbara Klein: Wo der Kosmos weiblich ist | DiePresse.com [aufgerufen am 29.04.2021].

Margarete Affenzeller, Barbara Klein: Kämpferin für ein einzigartiges Theaterhaus, online im Internet: Barbara Klein: Kämpferin für ein einzigartiges Theaterhaus - Theater - derStandard.at › Kultur [aufgerufen am 29.04.2021].

Frauenfunk, Episode #47: Barbara Klein, Schauspielerin, Kabarettistin, Theaterleiterin, online im Internet: Episode #47: Barbara Klein, Schauspielerin, Kabarettistin, Theaterleiterin – FrauenFunk.at! [aufgerufen am 29.04.2021]

Autor/innen:

Thomas Stoppacher

Letzte inhaltliche Änderung:

05.09.2023

 

  Teilvorlass Barbara Klein im ÖKA